Es ist soweit: Das Streik-Wochenende der Unparteiischen ist absolviert und von Freitag, den 13. September 2019 bis zum Sonntag, den 15. September 2019 gab es im Saarland keine Fußballspiele.
SCB-Online sammelt Stimmen zum Streik um möglichst alle Facetten der Meinungsbildung abzudecken. Ralf Weiser (Sportlicher Leiter SV Saar 05 Jugend, Vertreter der Vereine Spielausschuss Fußball Regionalverband Südwest) sprach ebenfalls mit SCB-Online über den zurückliegenden Streik: "Dieser Streik war was die öffentliche Wahrnehmung angeht, sicher ein Highlight. Für den Fußball und die damit verbundenen Gewaltprobleme aber in keinster Weise. Ich bin seit 38 Jahren als Funktionär tätig, derzeit als sportlicher Leiter beim SV Saar 05 Jugend. Seit 2010 bin ich Vertreter der Vereine im Spielausschuss beim Fußball Regionalverband Südwest. Wir begleiten schon seit Jahren auch die Rotspiele in unserer Region und es ist leider so das es hunderprozentige Sicherheit nie geben wird. Jeder Angriff auf einen Unparteiischen ist scharf zu verurteilen und nicht tolerierbar. Auch der SFV muss und wird sich Gedanken machen müssen , wie die Zukunft in der Frage aussieht. Ich bin sicher niemand der dem SFV nun den Rücken stärkt oder ähnliches, im Gegenteil ich sehe vieles seit Jahren sehr kritisch und sage das auch. Aber wir sollten auch hier den Verantwortlichen die Chance geben eine Lösung zu präsentieren. Auch müssen wir bedenken das es eine Strafordnung gibt, die einzuhalten ist. Da steht z.B. drin das tätliche Übergriffe von Spielern gegen Schiedsrichter mit einer Sperre von bis 2 Jahren geahndet werden können. Ob das nun genug ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle, denn so ist es derzeit. Ich persönlich finde das diese Strafordnung überarbeitet werden muss, denn nur drastische Strafen schaffen Abschreckung. Vertreter aller Vereine und Spielklassen, Schiedsrichter, SFV und die Spruchkammer sollten zusammen an einen Tisch, um eine für alle tragfähige Lösung zu finden, habe ich schon mehrfach angeregt, leider bis dato vergeblich.", so Weiser.
"Wir müssen aber auch aufpassen das dieses Thema nun nicht überzogen wird. Hier haben es ja einige schon geschrieben es gibt auch Negativbeispiele bei den Schiedsrichtern, was aber keine Gewalt rechtfertigt um das klarzustellen. Wenn wir in Zukunft nur noch darauf schauen und anzeigen was wer ruft, werden wir den Fußball vergiften. Beleidigungen sind nicht tolerierbar das ist klar, aber auch von Seiten der Schiedsrichter brauchen wir etwas mehr Fingerspitzengefühl in hitzigen Situationen. Übergriffe auf Schiedsrichter gab es schon immer und es wird nie ganz zu verhindern sein, aber ich denke gerade jetzt wo eine Neuwahl ansteht, ist es ein Thema das sehr gerne gepusht wird. Ich habe das schon mehrfach bei Facebook geschrieben, VereineVor möchte ja das Präsidium abwählen und den SFV übernehmen. Welche Lösung hat denn Vereine Vor für das Problem der Gewalt im Fußball, ich habe bisher nichts gelesen oder gehört. Also jemand der das in Kürze verantwortlich tun möchte, sollte doch Lösungen präsentieren. Es ist aber sicher einfacher dem SFV den schwarzen Peter zuzuschieben. Das Problem ist ja nicht in den letzten drei Wochen entstanden, das geht schleichend schon Jahre so, hat aber bisher niemanden interessiert. Wir haben enormen Redebedarf und wir haben keine Zeit es auszusitzen, ich möchte nicht erleben wenn plötzlich Spiele abgebrochen werden oder Schiedsrichter nicht antreten. Schiedsrichter die unangekündigte Streiks fordern, haben nach meiner Auffassung nichts im Fußball zu suchen, denn da geht nur darum dem Sport zu schaden. Da sollen alte Rechnungen mit Obmännern etc. beglichen werden und die Vereine leiden dann darunter. Ich kann auch nachvollziehen das etliche Vereine an Ihrer Kirmes letztes Wochenende nicht die Einnahmen hatten wie geplant, wer entschädigt die? Am Ende bleiben sie mit dem Problem alleine.", erklärt der Funktionär.
"Ich bin davon überzeugt, dass wir keinen unnötigen Verbandstag brauchen, aber diese Geschichte wird die notwendige Mehrheit dafür liefern. Aber ich hoffe das alle Vereine die aus Frust dafür sind, auch überlegen ob und wer das in Zukunft kann. Ich habe bisher außer Phrasen die nicht haltbar sind nicht viel gehört und das hilft uns allen nicht weiter. Weiterhin hoffe ich das der neue Kontaktpolizist unseres Innenministers wenig Arbeit hat, denn das wäre ein fatales Signal. Auslöser der Geschichte war ein Jugendspiel in Merzig, das muss man sich mal vor Augen führen. Was für Vorbilder wollen solche Eltern denn abgeben, Woche für Woche führen sich Erwachsene bei Jugendspielen auf wie Halbstarke. Anstatt sich zu schämen und die Kinder mal einfach Fußball spielen zu lassen, wird eigener Frust nach Außen getragen. Dies ist kein Problem eines Fußballverbandes, die ist ein gesellschaftliches Problem das uns alle angeht.", führt er weiter aus.
Wir sammeln Meinungen zum Schiedsrichter-Streik im saarländischen Fußballverband. Vereinsoffizielle, Spieler, Fans und Trainer können uns diese gerne per Mail an admin@scbonline.de zukommen lassen, wir werden diese dann sammeln und ggf. veröffentlichen.